Donnerstag, März 05, 2009

Tag 15: New York - München

Als Pessimist wird man von Deutschland nie enttäuscht. Denn so schlecht das Wetter in den USA auch sein kann, hier anzukommen ist immer als hätte noch jemand eine ordentliche Schippe draufgelegt. Während das deutsche Fernsehen ja anscheinend ausgiebig über Schnee in New York berichtet hat, finden 4 Grad, Nebel und Nieselregen in München erst hier Erwähnung. Wir sind wieder da.

Schnee in Big Apple ist natürlich etwas Besonderes. Schnee im Winter in einer Stadt an der Ostküste der USA – eine Sensation. Den Eindruck kann man bekommen. In Wirklichkeit scheint sich der Deutsche einfach mal wieder viel mehr Gedanken gemacht haben als der Amerikaner vor Ort, denn wegen den paar Zentimetern hat sich kein New Yorker wirklich beschwert.

Wir begannen unseren Tag mit einem amerikanischen Frühstück. Was in diesem Fall nicht fake-Fruchtsaft (kann Spuren von Früchten enthalten) , trockene pappsüße Brötchen und Cola-Kaffee bedeute, sondern Pancakes mit Choclate Chips und frischen Früchten. Beziehungsweise, wenn man Jonas „Double Breakfast“ Strategie fährt, all das + 3 Scrambled Eggs mit Bacon.

Nachdem wir ja verdammte Europäer sind fahren wir natürlich wie zum Flughafen? Genau. Mit dem Zug. New York Newark ist schließlich nur 23 Kilometer von Manhattan entfernt, sollte also kein Problem sein. Sollte.

Denn diese Variante benutzen anscheinend wirklich nur Europäer. Wir haben um 12 ausgecheckt , waren bis 4 im Central Park und haben dann tatsächlich eine halbe Ewigkeit zugebracht um zu diesem Flughafen zu kommen. Reisen mit Koffer + Zug = Für Amerikaner unvorstellbar. 
Es beginnt schon bei der U-bahn. Davon abgesehen dass Jonas mal wieder 2 Tickets kauft weil das erste nicht funktioniert (lag wohl am Mag net Streifen…) sind da diese behinderten Drehkreuze. Schön und gut, Ticket durchziehen, durchgehen. Aber muss man die Dinger wirklich so konzipieren, dass man einen Kran braucht sobald man irgendetwas in die U-bahn bekommen möchte was größenmäßig eine Handtasche übersteigt?

Wir fahren zur Penn Station. Und ich bin echt froh, dass wir alle die Hochschulreife besitzen, denn ohne dürfte es schwer werden den Zug zum Airport ( sowas braucht man nicht ausschildern, nö!) überhaupt zu finden. Wir schaffen es. Und erwerben ein Ticket für unverschämte 15 Dollar. Dann heißt es erstmal warten, denn der Amerikaner kann natürlich das Gleis auf dem der Zug halten wird erst 10 Minuten vorher bekannt geben.Ich bin mir sicher, das wird ausgelost. Denn erst dann beginnt das Boarding.

Ja. Man boardet Züge. Das bedeutet, dass man mit einem Aufzug für ca. 3 Personen einen Stock tiefer auf einen kleinen Bahnsteig fährt an dem ein Zug steht, dessen Türen sich nicht öffnen.  

Nachdem sie‘s doch tun, geht dem Bahnliebhaber das Herz auf , jetzt versteht er den hohen Fahrpreis! 
Eine Nostalgie-Panoramabahnfahrt wird das also! Ein Zug, der mit gefühlten 20 km/h durch die Gegend kriecht, einen Höllenlärm macht und mit einem Interieur der 40ger Jahre, selbstverständlich ohne Stauraum für Gepäck , aufwartet, ist die Attraktion für all Ihre Airportreisen! Buchen sie noch heute und erhalten sie dieses Peter-Maffay-Gedächtnis-Feuerzeug gratis…

Es erübrigt sich zu erwähnen, dass die Passagiere vor uns auch aus Deutschland kommen. Gewisse Werte bringt man als Europäer eben doch mit. Zum Beispiel die 17 Dollar für diesen scheiß Zug. 

Die Fahrkarte mit Magnetstreifen entwertete die freundliche Schaffnerin mit ihrem Lochknipser. Und wies darauf hin, dass wir doch an der dritten Station aussteigen sollten. Denn Durchsagen oder Anzeigen braucht ein amerikanischer Zug nicht. 

Selbstverständlich fährt er auch nicht zum Airport. Er fährt zu einem Bahnhof, welchen man als „dem Flughafen nahe gelegen“ bezeichnen kann. Zum Terminal kommt man natürlich erst wenn man den Airtrain benutzt, eine Magnetschwebebahn, welche mit 10 Minuten die amerikanischen Vorstädte näher an den Flughafen Franz Josef Newark heranrückt. 
Leider hat dieser amerikanische Transrapid das Temperament eines Rasenmähers. Er ist eine exakte Kopie des Europapark-Express und zuckelt mit 5-10 km/h der weiten Welt entgegen. 

Unser Flug sollte planmäßig um 8:30 PM starten. Fast alle Transatlantikflüge starten auch an diesem Abend. „Fast“ heißt natürlich, dass die beiden Air France Verbindungen nach Paris mal wieder gecancelled werden. Gut, dass eine USA Reise mit dieser unfassbar inkompetenten Airline für uns gereicht hat diesmal Lufthansa/United zu wählen, denen ein Passagier noch ein wenig mehr wert zu sein scheint als ein Koffer voller Dreck, welcher dann auch noch verschütt geht. 

Eine Stunde später hob Lufthansa Flug 413 dann tatsächlich gen München ab. Schuld für die Verspätung war laut Durchsage „ähhm , ja, das Wetter in New York oder das ääähm, späte Eintreffen der Maschine in New York“. Zumindest letzteres wird jetzt jeden Air France Mitarbeiter den Kopf schütteln lassen. Denn eine Maschine kann doch, falls sie denn tatsächlich mal zum Airport kommt, sofort wieder eingesetzt werden. Saubermachen, Essen nachfüllen, braucht kein Mensch, solange noch Kekse da sind. So bewiesen auf unseren Flug nach Paris 2008.

Fast pünktlich kamen wir dann in München an. Und spätestens damit hatte uns der Alltag wieder. Deutsche Radiosender, deutsches Wetter, deutscher Döner. 
So bleibt mir nur noch Danke zu sagen an all die vielen Leser dieses Blogs. Lasst mich dazu die Statistik bemühen: Aus 100 Aufrufen dieser Seite vor Beginn unserer Tour wurden täglich bis zu 4200 Hits, das ist eine fantastische Resonanz. So will ich doch hoffen, dass ihr alle ein bisschen Spaß dabei hattet, virtuell mitzureisen in dieses großartige Land. Für 2010 plane ich schon jetzt eine Tour die Westküste hinab, denn mit dem Träumen kann man nie früh genug anfangen. In diesem Sinne, spätestens bis dann!

Koto 

1 Kommentare:

Am/um 05 März, 2009 13:08 , Anonymous Anonym meinte...

Muddi sagt: Schön, dass ihr alle wieder (gesund??) zurück seid. Ich hab die Einträge mit viel Vergnügen gelesen, vor allem den NY-MUC. Dann gebe ich mich jetzt der Vorfreude auf neue Abenteuer hin...

 

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