Sonntag, März 01, 2009

Tag 13: New York

New York ist Amerika auf Speed. Laut, dreckig, glitzernd, geil. 

Das beste Beispiel dafür ist wohl der Times Square. Der Platz der Zeit ist ein Ort für diejenigen, die keine haben. Um diesen Ort zu fühlen, sollte man sich dann auch zu wenig davon geben. Ich war „in a hurry“ .

 15.45 Hotel Belleclaire . Der Touristen Dopppeldeckerbus verlässt den Timesquare 46. Straße um 16.00. Dazwischen: 5 Blocks zur Ubahn, 4 Stationen Richtung Downtown, Timesquare 41. Straße., 5 Straßen hoch. Falls jemand irgendwann mal „Lola rennt“ gesehen hat, das hier ist die amerikanische Syncro. 

Raus aus der Ubahn und man wird fast erschlagen. Hochhäuser , die nur noch aus Lichtern , Reklame, Videowänden zu bestehen scheinen. Straßen, auf denen es nur noch Polizei und Taxis zu geben scheint. Und dazwischen. Massen von Menschen. Man stelle sich alle Leute vor, die die Münchner Fußgängerzone in einer Woche durchqueren. Sie sind hier. Genau in dieser Sekunde. 
Vielleicht habt ihr noch die DDR Grenzposten in Erinnerung. Nun, falls ihr euch fragt ,wo die eigentlich abgeblieben sind, schaut mal in NY vorbei. Die NYPD hat sie auf einen fahrbaren Untersatz gepackt und überwacht damit jetzt den Times Square. Die Touristen, die Businessmen, die Bettler, die Straßenverkäufer.

„Hey you guys , do you like free comedy?” Ich muss sofort an Las Vegas und die Straßenmexikaner denken. 
„Free Porn, maybe“ antwortet ein echter New Yorker auf so etwas. 

Der Bus. Ich bin etwa 10 Sekunden zu spät. „U got a ticket? Yes ? Sorry, but he’ll probably kill me if i knock on his door.” Der Schwarze der die Tickets verkauft meint ich solle doch eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten. Eine geschlossene Tür bleibt zu, wir sind hier ja nicht in Chicago. 
Das genügt mir nicht. Zu viel habe ich schon vom Way of Life dieser Stadt geatmet als dass ich jetzt stehen bleiben können. Next Stop, 40th Street/ Broadway. Lauf.

New Yorks Verkehr ist ein 24/7 Herzinfarkt. Ampeln dienen bestenfalls der Orientierung. Verkehrspolizisten werden schon mal aus dem Van angeschrien wenn sie das Abbiegen nach rechts durch all die Menschenmassen verhindern wollen. New Yorker sind nicht freundlich. New Yorker sind nicht geduldig. New Yorker sind Menschen, für die jede Minute mehr eine Minute weniger ist. 

Im Bus treffe ich John. John ist aus North Carolina , irgendwo zwischen 25 und 30 und zum ersten Mal in NYC. Er fragt mich woher ich bin. Germany hätte er jetzt nicht erwartet. “But you look like you’re from California.” Das muss wohl an der H&M Mütze liegen… 
Die Süße die sich dann neben mich setzt will wissen wie ich ihre Haare finde. Interessant. Ich darf durch ihr Fernglas schauen. Dann gibt sie mir die Nummer von ihrem Hotelzimmer. 750. 
Ihr Alter im Hundert.

Als die Sonne hinter dem Hudson River versinkt und New Yorks zweites Ich zum Leben erwacht mache ich mich auf in den Battery Park. New York bei Tag – großartig. New Yorks Skyline, die Freiheitsstatue und der Blick auf New Yersey bei Nacht – unbezahlbar. Am untersten Ende von Manhattan herrscht eine seltsame Ruhe, der Maximalkontrast zur Hektik am Times Square.

Ich laufe zur Wallstreet. Eine Fußgängerzone, ein paar Touristen, 2 Polizisten. Eine riesige amerikanische Fahne umspannt die Gebäudefront. Patriotismus braucht keine Maschinenpistolen. Auch wenn man vor der US-Vertretung in Berlin diesen Eindruck gewinnen könnte.

Schon der Name World Trade Center reicht für ein mulmiges Gefühl aus. Erinnerungen kommen hoch. An diesem 11. September zappte ich gelangweilt durch Deutschlands TV Ödnis bis ich bei NTV hängen blieb. Irgendetwas sei anscheinend in einen Turm des World Trade Centers gekracht. Der Anfang eines schrecklichen Tages.

New York hat keine Lust mehr zu trauern, nachzudenken. Es wird gearbeitet. Rund um die Uhr. Das neue WTC wird größer werden, es muss, allein aus Trotz.
Die Ubahn Station „World Trade Center“ bringt mich dann nochmal 8 Jahre zurück. Damals quollen Rauch und verstörte, schreiende Menschen heraus an die Oberfläche, heute stehe ich hier und warte. Der Lärm von Baumaschinen mischt sich mit dem Dröhnen der einfahrenden Ubahn. 
60 Straßen uptown, ich bin wieder hier. Samstag. 3 Minuten vor neun. Was der Abend noch bringt ? Ich weiß es nicht. Doch eins ist sicher: New York schläft nicht.

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