Sonntag, Februar 22, 2009

Tag 7: Toronto - Montreal

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass mir eine frankophone Stadt in so kurzer Zeit gefallen könnte. Aber zwischen Vorstellung und Wirklichkeit liegt oftmals nur ein Pitcher Bier.

Jonas „SpiderTi“ hat den gestrigen Blogeintrag genauso wie diverse andere kalorienreiche Dinge offensichtlich nicht gut verdaut. Denn seinen Namen hat er gestern Nacht dann doch ein bisschen zu ernst genommen. Er fand es wohl zum kotzen. Dadurch geschwächt kann man seine heutigen Aktivitäten wie folgt zusammenfassen: Schlafen. Im Bett liegen. Im Auto liegen. 

Verpasst hat er zunächst nicht allzu viel. Kanadas Autobahnen sind groß, breit, geräumig und geräumt, aber es passiert nicht wirklich was. Die Natur die an einem vorbeizieht ändert sich außer dem Übergang von Laub zu Nadelwäldern kaum und Städte hat der Kanadier eh nicht so viele.
Immerhin versteht man es hervorragend selbst auf einer fast unbefahrenen Autobahn einen super Stau zu erzeugen. Das geht wie folgt: Man nehme 3 Räumfahrzeuge, lasse sie nebeneinander fahren und somit alle Spuren blockieren. Wenn die dann mit etwa 60 km/h über den Highway dampfen, ist klar, dass sich ein riesiger Rückstau bildet. Lustig wird das Ganze aber erst, wenn die zu räumende Autobahn bereits komplett geräumt und gestreut ist. 

Nach etwa 5 Stunden Fahrt erreichten wir Québec. Quebec, ihr wisst schon, der frankokanadische Teil Kanadas. Im ganzen Land wurde die Zweisprachigkeit vereinbart. Soll heißen, auch direkt hinter der US Grenze findet ihr den Hinweis, dass euer Kaffe heiß sein könnte nicht nur in englisch sondern auch in Französisch. Das ist ein überaus fairer Zug den Frankokanadiern gegenüber die außerhalb von Quebec etwa so häufig sind wie begnadete Künstler bei DSDS. 

Fährt man also über die Staatengrenze nach Quebec ändert sich auf einen Schlag alles. Die Schilder sind auf französisch und ausschließlich auf französisch, die Straßen ungeräumt, die Straßenführung verwirrend und selbst die STOP Schilder, die auch in Frankreich STOP Schilder heißen sind mit einem freundlichen „Arete!“ beschriftet. 

Das Abkommen über die Zweisprachigkeit nehmen die Franzosen also genauso ernst wie bayrischen Wähler Franz Maget, sie ignorieren es einfach komplett. Und auch sonst löst Montreal endlich das ein, was einem von Kanada immer versprochen wurde. Es ist ein „melting pot“ zwischen europäischer und amerikanischer Kultur. Denn dass ich auf Nordamerikas Straßen doch noch einmal ein paar Kleinwagen sehen würde hätte ich mir bis vor kurzem noch nie träumen lassen.

Nachdem ich unser Hotelzimmer aufgesperrt hatte (mit einem Schlüssel, ja, die gibt es noch!) und das Bad betrat fiel mir fast die Kinnlade herunter. Sie haben sogar die guten deutschen Drehwahlhebelschalterdings, mit denen man also Intensität und Warm/Kalt mit nur einem Griff einstellen kann! Wie ihr meinen früheren Hasstiraden entnehmen könnt, scheinen diese nämlich im kompletten restlichen Amerika unbekannt zu sein. Ist ja auch praktischer eine Dusche mit 5 Drehknöpfen zu bedienen…  

Nachdem SpiderTi das Bett hütete stapften Flo und ich allein durch das winterliche Montreal. Das sieht in etwa so aus wie eine amerikanische Großstadt in jedem Santa-Claus-Kitschfilm auszusehen hat. Ein Blick aus dem Fenster reicht um das Video zu Wham’s „Last Christmas“ vor Augen zu haben. Dass die Kanadier daran Freude haben darf aber bezweifelt werden. Denn die ganze Stadt scheint wie ausgestorben. Straßen und Gehsteige ungeräumt, gut, das kann man noch auf die Mentalität der Franzosen schieben die in 50% Streik und 50% Arbeit ein gutes Verhältnis sieht. Dass aber exklusive Restaurants an einem Sonntagabend zugesperrt sind konnte ich mir nicht einmal damit mehr erklären. 

Les 3 Brasseurs, die 3 Braumeister, luden uns dann aber doch noch zu einem Umtrunk ein. Wohl allein deshalb, weil tatsächlich ein paar Leute sich im Inneren aufhielten sind wir in diesem durchaus empfehlenswerten Stück Restaurant gelandet. Da man natürlich keinen der 3 Braumeister enttäuschen will, haben wir uns gleich einen Pitcher bestellt, damit man auf jeden der Herren einmal anstoßen kann. 
 
Bevor wir morgen die ganze Stadt erkunden werde ich mir jetzt noch einmal die Hände waschen. Perfekt temperiert dank dem Drehwahlschalter. (Wie heißt das Ding eigentlich wirklich?). Manchmal ist man eben doch froh, ein Europäer zu sein.

2 Kommentare:

Am/um 23 Februar, 2009 10:29 , Blogger Tobi meinte...

Einhebelmischarmatur!

 
Am/um 23 Februar, 2009 14:09 , Anonymous Anonym meinte...

Hey Jonas, jetz bloss nich schlappmachen!!!!!
Gute Besserung + Grüsse! Hubert

 

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