Dienstag, Februar 17, 2009

Tag 1: Chicago

Klack. Die Tür fällt ins Schloss. So kann ich einfach nicht arbeiten. Ich ziehe mich in mein Schlafzimmer mit Kleiderschrankraum und Bad zurück und lasse die andern zwei Nasen im Wohnzimmer, gleich neben Bad 2, Kleiderschrank 2 und 3, dem Esszimmer und der Küche sitzen. Richtig. Wir sind wieder in der Präsidentensuite. Im Belden Stratford Hotel. In Chicago. USA. Und damit, willkommen zur zweiten Runde.
Für den letzten Blog habe ich zweifelsfrei viel Lob bekommen. Aber, und das muss man auch dazu sagen, es gab auch einige kritische Stimmen. Zu abgehoben mein Stil, zu kompliziert meine Schachtelsätze. Daher werde ich den Verlauf des heutigen Tages einmal im Stile eines weiteren, topaktuellen und sehr erfolgreichen Blogs wiedergeben:

„Zuerst sind wir mit dem Auto zum Airport gefahren.Das ist so ein Platz wo man fliegen kann und so. Dann waren wir am einchecken, das war so mittel.Dann sind wir geflogen. Es war schön und enttäuschend.Dann sind wir gelandet. Danach sind wir mit dem Bus gefahren. Das Hotel ist in Chicago, das ist eine Stadt in den USA. Anschließend haben wir ein Känguru überfahren. Es war schön und enttäuschend…“

Und nun zurück zur gewohnten Unsachlichkeit. Der Tag begann mit der Erkenntnis, dass die Vorstellung „genug“ dabei zu haben gerne mal ausser Kraft gesetzt wird wenn man das sichere Wissen hat 2x23 kilo in die USA mitnehmen zu dürfen. 3 Jungs und 14 Tage macht dann genau 1x 19 Kilo , 1x26 Kilo und einmal sagenhafte 32 Kilo verteilt auf Jonas zwei Koffer. Ehrlich gesagt, falls die USA irgendwann mal jedem Einreisenden erlauben sollten soviel mitzunehmen „wie er denn nötig hätte“, Jonas würde keine Minute zögern und versuchen sein Hochbett samt angeschlossener Zimmereinrichtung einzuchecken.

Wobei dieses Einchecken oft gar nicht einmal so leicht fällt. Wenn der Deutsche sich anhören muss zu viel Bürokratie zu schaffen sollte er erstmal beim Amerikaner abkucken. Denn hier handelt es sich nicht mehr nur um Bürokratie, sondern um völlig sinnfreie Wiederholungsbürokratie für die sich wohl exact dieselben Menschen verantwortlichzeichen , die auch daran schuld sind dass Sat1 in regelmäßigen Abständen „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wiederholt und auch dafür,dass dieses schreckliche Stück Zelluloid je produziert wurde.

Schritt 1: Kaufen des Flugtickets. Angeben der Adresse in den USA.
Schritt 2: Informationen für die Fluggesellschaft. Angeben der Adresse in den USA
Schritt 3: Beantragen einer Einreisegenehmigung online. Ausfüllen des allseits beliebten Formulars I 94 (Planen sie terroristische Anschläge? JA /NEIN Sind sie ein verurteilter Nazi verbrecher? JA/NEIN). Angeben der Adresse in den USA
Schritt 4: Versuchter Onlinecheckin bei United. Angeben der Adresse in den USA
Schritt 5: Pre-Checkin-Sicherheitscheck. Blöde Fragen.Angeben der Adresse in den USA. Aushändigen des Formulars I 94 auf dem man unter anderem die Adresse in den USA angeben muss.
Schritt 6 : Eigentlicher CheckIn. Angeben der Adresse in den USA 
Schritt 7: Boarding. Die selben Blöden Fragen wie beim Pre CheckIn. Kein Angeben der Adresse in den USA!
Schritt 8: An Board. Zwei auszufüllende Formulare, davon ein Formular I 94. Unter anderem anzugeben: Adresse in den USA.

Kommentar der Flugbegleiterin „Wenn sie nicht wissen was sie da schreiben sollen, geben sie einfach irgend eine Adresse an“

Das Formular I 94 ist ein Glanzstück amerikanischer Terrorismusbekämpfung. Florian hat es entweder nicht verstanden oder ganz bewusst sich die Einreiserlaubnis hinterhältigst erschlichen. Verboten ist nämlich, und das muss man bestätigen, die Einfuhr von folgenden Gütern in die USA:
A) Obst, Gemüse, Insekten
B) Fleisch, Fleischwaren, Tiere
C) Krankheitserreger und Schnecken
Da der ebenso sinnvoll aufgebaute Absatz D) Salzletten und Waschmaschinen leider ersatzlos gestrichen wurde kann unser Florian also nur gegen C) verstoßen haben. Seine Einfuhr von Colaschnecken der Gattung Ha Ribo verschlechterte die Sicherheitslage dramatisch. 

Erwarten konnte das keiner. Noch am Flughafen München saßen wir gemütlich bei BurgerKing um uns angemessen von deutschen Essen zu verabschieden. Und in Gedanken war der feine Herr schon längst im Outletcenter. Neben zahlreichen Billabong Klamotten dürfte es auch noch eine Uhr von Nixon sein. Man gönnt sich ja sonst nichts. Sofort habe ich vorgeschlagen auch an ein mögliches nasses Einsatzgebiet zu denken: Wenn schon, dann gleich ein oder mehrere Wasser Nixon. Denn ,was nützt einem eine solch tolle Uhr, wenn sie nicht unter water gate?

Die Verköstigung an Bord eines United Airline Fluges nach Chicago lässt doch sehr zu wünschen übrig. Bei einer de facto insolventen amerikanischen Airline erwartet man sich ja eigentlich nichts ausser vor Fett triefende Burger, fliegende Repräsentanten einer cellulitisbehafteten Nation. Stattdessen: Hühnchen mit Kartoffelecken und Karotten (die noch nicht mal aus Käse bestanden) , einen Salat und einen absolut unamerikanisch normal-süßen Kuchen. Sprich: Es war hervorragend. Als dann die zweite Mahlzeit auch noch aus DEUTSCHEN Chiochips, einem Schinkenbrötchen mitsamt DEM GUTEN mittelscharfen Senf von Develey und einem Marsriegel bestand, kam ich mir tatsächlich wie im falschen Film vor. Noch nicht einmal mein Koffer kam abhanden, lediglich, der Tradition Willen hat man das dazugehörige Kofferband verschlampt, wie auch immer so etwas passieren mag.

 Nachdem wir dann nach einer halben Stunde Marathon durch Chicagos Airport auch tatsächlich zum Zug kamen und mit selbigen in die Stadt fuhren erfreute uns diese mit dem obligatorischen frischen Wind und strahlendem Sonnenschein. 

Mittlerweile ist es 21 Uhr oder 4 Uhr nachts nach deutscher Zeit.Die werten Mitreisenden haben dir, geneigter Blogleser, leider keinerlei Mitgefühl und somit hat natürlich auch keiner um die Fotos geschert. Morgen erwarten euch daher die ersten Bilder und uns ein Wiedersehen mit Bubba Gumps, dem schrägen Shrimpsladen, der glitzernden Wurst und dem Sears Tower und all den weiteren Faszinationen die Windy City so einzigartig machen. Also, bis dann.

1 Kommentare:

Am/um 17 Februar, 2009 13:10 , Anonymous Anonym meinte...

und hier hat es Schnee, Schnee, Schnee seit heute Nacht. Gut, dass Muddi dem Bub noch 2 Mützen spendiert hat. Er wird sie brauchen, wenn auch erst bei der Rückkehr. Das erhöht allerdings das Koffergewicht nochmals...

 

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