Sonntag, September 21, 2008

Tag 5: St. Louis - Joplin

Wenn der Deutsche an Amerika denkt, denkt er zuerst an Fast Food , den Irak Krieg, und Paris Hilton. Oder wenn dieser Deutsche schon etwas älter ist an Hamburger, den knapp verlorenen Krieg und Marilyn Monroe. Es hat sich also nicht viel geändert über die Jahre. Auch wenn wir den Krieg heute nicht nur knapp verlieren würden, wie UrOpa jetzt angemerkt hätte. Denn die deutsche Jugend ist auch nicht mehr das was sie einmal war. Statt Ehre und Treue strebt sie heute nach Maismehlbrötchen und Treuepunkten. Wir, ein Teil dieser Jugend, erreichen nun genau das was Opa nie schaffte: Wir erobern dieses Land. Heute von St. Louis bis Joplin. 
Der Tag begann mit Rosamunde. Rosamunde ist nicht die süße Dame an der Rezeption, deren Eltern einen Gärtner hatten, der eine Lehrerin kannte, deren Schwippschwägerin eine Freundin hatte, deren Urgroßeltern auch schon mal von diesem Deutschland gehört hatten.
Rosamunde ist einfach Heinos große Stunde, Rosamunde ist deutsche Reinkultur. Und da sogar das „Chicago Oktoberfest“ damit im Radio beworben wird konnte ich eigentlich garnicht anders als die Jungs damit heute Morgen zu wecken. Über das Zimmer kann man nicht klagen. Hübsch, sauber , Badewanne, Internet, Pool und Kabelfernsehen. Was man mehr will? Trinkwasser, das man auch trinken kann. Leute, wenn wir Deutschen auf irgendetwas stolz sein können, dann ganz sicher auf unser Trinkwasser, das werdet ihr mir alle bestätigen wenn ihr die Brühe hier einmal probieren dürft. Die Geschmacksrichtungen reichen von Schwimmbad flavored with the best of Chlor (Chicago) bis unbeschreiblich scheiße (St. Louis). In letzterem Fall zapfen sie es wohl direkt aus dem Missisippi ab, ein Fluß der so braun ist, dass ich ihm wirklich unterstellen muss er habe sich mir von seiner Schokoladenseite gezeigt. Ich habe das tatsächlich überprüft, aus 200 Meter Höhe. Der Gateway Arch , intern auch Gateway Aff genannt, den ihr gestern schon auf den Bildern bestaunen durftet scheint eines der wenigen wirklichen Highlights von St. Louis zu sein. Man besteigt eine Aufzuggondel, im Inneren Technik der 60ger Jahre. Konzipiert für 5 Fahrgäste oder 2 Amerikaner erreicht dieses Gefährt nach 4 Minuten den Höhepunkt, ein einzigartiger Blick gen Westen bietet sich dem staunenden Neuzeitmenschen. 
Wir fahren weiter. Raus aus St. Louis. Das ist gar nicht so einfach, denn die Stadt zieht sich. Es wechseln sich Stadtviertel verschiedenster Coleur ab, und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Der weiße Gutmensch bevorzugt Straßen europäischer Bauart- klein und geschwungen, mit schicken französischen Namen. Nicht nur was die Namensgebung anbetrifft schaut‘s dafür ein paar Straßen weiter schon wieder schwarz aus. 
Ein Sturm Stau kommt auf. Wegen einem leichten Auffahrunfall rücken 3 Polizeiwagen, ein Löschzug und ein Krankenwagen an. Willkommen in Amerika.
Nachdem wir endlich draußen sind hellt sich die Stimmung sofort auf. Grüne Wälder und Wiesen überall, die Route 66 schlängelt sich durch eine hügelige Landschaft die nur ab und an durch kleine Nester unterbrochen wird. Wir verfahren uns. Und entscheiden uns für den leeren Highway. Bzw. die Interstate. Tobias möchte an dieser Stelle nochmals darauf aufmerksam machen, dass das was ihr Affen unter dem Highway versteht, nämlich eine Autobahn, selbstverständlich Interstate heißt. Wer das nicht weiß, outet sich genauso als Deutscher wie der Tourist der im Lokal mal eben fragt wo denn die „Toilet“ sei. Was nichts anderes als die Schüssel an sich ist. 
Nach unzähligen Meilen, die ich gerne auch auf meiner Air France Flying bleud Karte gutgeschrieben hätte (ab 100.000 Meilen gibt es da durchaus reizvolle Präsente. Einen Koffer z.B.), machen wir Stop beim Mule Trading Post. Jonas muss schließlich wieder ein paar Downloads starten und regt daher die Umbenennung in Torrent Trading Post an. Abseits dieses armseligen Wortspiels verkauft der Laden allerlei Schrott, den der Route 66 Traveller den Lieben daheim gerne mitbringt. Tshirts, Schilder, Pins, Tans und auch Postkarten. Wir nehmen ein paar mit, tragen uns in das wirklich beeindruckende Gästebuch ein und fahren weiter. Auf der Interstate ist in etwa genauso viel los wie auf der A8 – wenn sie gesperrt ist. Je weiter wir nach Westen kommen, desto mehr nehmen die Supertrucks, also die Peterbilts und MACKs zu und die VW Jettas und iMacs ab, mit denen der hippe Chicagoer so durch die Gegend irrt. Unser Weg führt nach Joplin, einer Stadt mit 40.000 Einwohnern, ein strategischer Stop, wir erwarten uns nichts außer einem sauberen Bett. Wir werden sehen.

//ab hier schreibt Blogazubi Jonas//

Nach einem erfolgreich durchfahrenen Tag sind wir nun in Joplin, ein nettes kleines Nest mitten im Nirgendwo. Die Stadt besteht eigentlich nur aus Diners, Hotels und einem ALDI und ist deswegen so gut besucht, weil sich hier zwei Interstates treffen… Aber gut, wir wollen hier ja nur übernachten! Wir sind in einem Hotel der gleichen Kette wie gestern abgestiegen und unsere Treue wurde belohnt. Das Zimmer ist sauber, der Preis günstig und der Fitnessraum ausgestattet mit zwei Laufbändern und einem Fahrrad. Selbiger wurde sofort nach unserer Ankunft von Koto und mir läuferisch begutachtet. Die Dusche danach bzw. der Abstecher in den Hauseigenen Pool war danach natürlich noch erfrischender als sonst. Nun werden wir uns mal auf die Suche nach einer kulinarischen Erquickung machen, danach gibt’s wieder mehr von uns…
Sooo, vollgefressen und glücklich sind wir wieder im Hotel. Egal ob gegrilltes Huhn oder ein schönes Steak, das Essen war der Wahnsinn und 35$ für drei Personen kann sich durchaus sehen lassen. Für morgen ist die Fahrt nach Oklahoma geplant, deswegen geht’s jetzt ab ins Bett…Bis dann!

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