Dienstag, September 30, 2008

Tag 14: Las Vegas

Zuerst hat mir Samantha ihre Telefonnummer gegeben. Dann wollte Najda mit mir aufs Zimmer kommen. Und dann diese Japaner-Twins die sich wirklich ordentlich aus der Schale geworfen hatten um mich zu überzeugen. So viele Telefonummern. Ich weiß echt nicht welche ich da nun anrufen soll.

In Las Vegas hat man eine neue Beschäftigung für die amerikanische Lieblingsminderheit ,den Mexikaner, gefunden. Statt Tacos zu verkaufen oder an der Supermarktkasse mit seinem lustigen Akzent für Aufmerksamkeit zu sorgen, verteilt er jetzt Zettelchen an Touristen. So offensiv wie möglich. Auf diesen Zetteln werben junge hübsche Damen um einen Besuch auf einem Hotelzimmer nach Wahl. Wo sie sich dann ganz schnell ausziehen um sich noch schneller wieder anzuziehen.

Mehr ist nicht. 

Denn in Las Vegas ist Prostitution verboten. Und da amerikanische Gesetzgebung etwa genauso viel Sinn macht wie Senf auf einer Waffel gefüllt mit leckerstem Eis, hat das auch einen Grund. Las Vegas hat mehr als 400.000 Einwohner. In allen kleineren Orten in Nevada ist das ganze Gewerbe legal und erregt dort nicht nur die Aufmerksamkeit der Besucher.

Las Vegas muss man sich wie eine Mischung aus dem Paradies und einem polnischen Autohändler vorstellen. Alles glänzt, glitzert und blendet wunderschön und gleichzeitig hat man ständig das Gefühl, dass jeder versucht einen über den Tisch zu ziehen und auszunehmen. 
Und damit liegt man wohl garnicht so falsch. Auch wenn die Casions, die man ja aus sämtlichen Kinofilmen kennt ,wirklich langweilig sind. Den Hauptbestandteil machen Zockomaten aus , die aber nicht mehr mit Cents sondern mit noch viel langweiligeren Spielkarten gefüttert werden wollen. Davor sitzen Senioren ohne Enkel. Oder Senioren ohne Anstand. Mit Enkeln. Die Spiele, die wohl die Krone der Langweiligkeit genauso jedes Jahr gewinnen würden wie die Kastelruther Spatzen die Krone der Volksmusik könnten auch der Spielesammlung 300 Spiele für Windows 95 entsprungen sein. Zum Pokern bin ich zum Glück zu blöde, und auch Jonas hat sich bisher zurückgehalten, ihr Frauen da draußen, es ist also noch Geld zu holen im Falle einer Heirat mit anschließender Scheidung!

Dass Las Vegas eine Stadt der Gegensätze ist setzt sich auch beim Publikum fort. Neben wirklich hübschen Gestalten aus den unterschiedlichsten Ländern Asiens findet sich hier auch die Spezies des deutschen Pauschaltouristen wieder, der am liebsten in Feinripp mit dem guten Oettinger Bier am Schwenkgrill tafelt aber eben auch mal dieses Amerika ausprobieren wollte, weil das ja zurzeit alle machen. Und der RTL Shop hatte da so eine günstige Reise im Angebot…

Im Ernst. Wir haben mittlerweile ein Auge für unsere Bundesbürger. Und meistens liegen wir auch richtig. Gewisse besonders hässliche Frauenfrisuren oder Männerbärte würde einfach kein anderes Volk tragen. So wundert es dann nicht, dass im Outletcenter Deutsch mit allen seinen Mund und Abarten die wohl meist gesprochenste Sprache ist. Und hey, auch wenn der Typ vor dir in Hawaiihemd und gelben Shorts wirklich scheiße aussieht, sei vorsichtig beim lästern – er könnte dich verstehen.

Die Grand Canyon Plage hat sich also fortgesetzt und wir freuen uns wirklich auf LA, wo hoffentlich nicht jeder 3.er aus einer der vielen deutschen Ländereien stammt. Hier fällt auch erst auf ,was für affige Dialekte es denn in den deutschen Landen so gibt. In Internetforen werden ja viele Klischees ausgebaut und verbreitet, im Besonderen über Amerika.Etwa dass man die Amerikaner kaum versteht. Aber bisher haben wir wirklich von Chicago bis Las Vegas jeden verstanden, ich glaube nicht ,dass ich das nach einer Ostdeutschland tour behaupten könnte.

Wir haben heute Hotels gewechselt. Vom Southpoint etwas ausserhalb sind wir ins „New York New York“ direkt am Strip gezogen. Was sich geändert hat ? Naja, wir haben jetzt ein Zimmer im 20. Stock und direkten Blick aus dem Fenster auf den Strip. Und. Unser Fernseher hat nur noch 24 statt 42 Zoll , das Internet kostet 14 Dollar pro Tag. Doch bis wir mal im richtigen Raum waren verging einiges an Zeit. Wir hatten ein Special gebucht, das ein kostenloses Upgrade von der günstigsten Raumkategorie auf einen Raum mit Stripview beinhaltete. Nur wusste das die Angestellte nicht. Beschäftigte in Amerika sind entweder stets komplett ungebrieft, bescheuert oder sie stellen sich einfach dumm um den Kunden zu verarschen. Das war bei der Autovermietung schon so (Das kostet jetzt extra! Nein es steht in unserem Vertrag! Das kostet jetzt extra! Nein es steht in unserem Vertrag! Okay!) und setzte sich heute fort. Unser Blick aus dem Zimmer fiel natürlich nicht auf den Strip sondern auf den Pool. Das mag für Spanner sicherlich interessant sein, wir wollten dann doch lieber die Lichter sehen. Also. Zurück zur Rezeption, eine halbe Stunde Wortgefecht samt eingeschaltetem Manager später – geht klar. Also. Alle Koffer raus,runter, rauf ins andere Hochhaus, ahhhhh 34. Stock, Stripview und…moment mal… EIN Bett. Ich überspringe jetzt den Abschnitt und merke einfach an ,dass wir mittlerweile beides haben. 2 Betten und Stripview. 

Als wir abends noch eben in der „Bar“ vorbeischauten, versprachen wir uns alkohlreiche Exzesse. Beziehungsweise ,um ehrlich zu sein, nein, eigentlich nicht. Das wäre auch nicht berechtigt gewesen. Sie haben dort wohl jeden Alkohol der Welt. Aber für 11 Dollar für einen Cocktail kann man sich mehr erwarten als, und jetzt haltet euch fest. Tobi hat tatsächlich das unfassbare gewagt und einen dieser schottischen Whiskeys bestellt, die von Trollen gebraut und dann in Eichenfässer 309 Jahre gelagert werden bis ihre harte Stammwürze auf ihr knuffig-süß-herzhaftes Aroma durchschlägt. Er bekam ihn auch. In Plastik. Ich habe lange nach einem Vergleich überlegt was in der Welt stilloser sein könnte, mir ist nichts eingefallen. Aber hey, wir hätten auch früher draufkommen können, dass da etwas nicht stimmt. Denn in einer Whiskeybar kommt schließlich auch immer passende Musik, nämlich Schottenrock.

Wer nach all meinen Gemeinheiten immer noch auf das wirklich ,wie ihr an den Bildern erkennen könnt, großartige, Las Vegas hat darf morgen gerne wieder dabei sein. Bis dann! 

2 Kommentare:

Am/um 30 September, 2008 09:22 , Anonymous Anonym meinte...

Da darf aber schon noch Sonne an die mageren Bäuchlein, gell. Mam

 
Am/um 30 September, 2008 16:29 , Anonymous Anonym meinte...

Hi Jonas,
wirklich amüsant zu lesen, euer Reisetagebuch. Wünsch euch noch ein paar ereignisreiche Tage. Gruss aus der Heimat! Hubert

... aber fürwahr, angesichts der beschriebenen Temperaturen seids wirklich noch a bisserl blass - wie Huber und Beckstein nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses!!!

 

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